Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8

Das Flutmuldensystem Maintal

Der Entwurf der Erweiterung des Flutmuldensystems Maintal nimmt die bereits vorhandenen Mulden auf. Die Flutmulden werden vertieft und zu einem abflusswirksamen Muldensystem verbunden. Die Geländemodellierung des Flutmuldensystems Maintal ist so gewählt, dass die, mit der Baumaßnahme der Neubaustrecke verbundenen Beeinträchtigungen des Retentionsraumes, kompensiert und genügend Stauraum für die im Hochwasserfall zu erwartenden Wassermengen bietet.

Um die mit dem Vorhaben in den Naturhaushalt verbundenen Eingriffe zu kompensieren sind umfangreiche naturschutzrechtliche Kompensationsmaßnahmen im Maintal geplant. Dazu gehören neben der Geländemodellierung der Mulden die Herstellung einer natürlichen, ökologisch hochwertigen Wiesenvegetation, Rasenansaaten zur Bodenstabilisierung, Sukzessionsflächen, die der natürlichen Entwicklung überlassen werden und Pflanzungen mit heimischen Gehölzarten.

Die hergestellten, bzw. vertieften Flutmulden dienen als Ersatz für den entzogenen Hochwasser-Stauraum im direkten Umfeld des Maintals. Dazu werden im direkten Umfeld des Damms flache Senken ausgehoben und nach wasserwirtschaftlichen und landschaftspflegerischen Gesichtspunkten gestaltet. Dieses, für den Hochwasserabfluss künstlich angelegte Muldensystem, verstärkt die natürlich gewachsenen Formen der Mulden. Insgesamt neun Mulden werden untereinander bzw. mit dem Main verbunden, so dass sich das Hochwasser bei hohen Pegelständen optimal verteilen kann. Zur Herstellung der Mulden wurden ca. 250.000 Kubikmeter Erdmassen bewegt und das Gelände im Mittel um etwa 1 Meter eingetieft.

Nach Fertigstellung des Bauvorhabens mit den Bahndämmen und Brückenbauwerken der ICE-Trasse soll sich durch die zugehörigen Ansaaten in den Flutmulden und die Gehölzpflanzungen ein naturnahes Bild mit vielen Grünflächen ergeben.

Pflanzmaßnahmen Flutmulden-Maintal Grafik: DB AG

Gehölzpflanzungen

Außerhalb der Flutmulden erfolgt neben der Ansaat von Extensivgrünland die Anpflanzung von diversen Gehölzen, Einzelbäumen und Waldbereichen. Um die Flächen im Umfeld des Mains weiter aufzuwerten sollen normalerweise natürlich vorkommende Auwälder nach Vollendung der Baumaßnahmen neu gepflanzt werden. Auwälder sind je nach Ausprägung an mehr oder weniger häufige Überschwemmungen angepasst.

Unmittelbar an den Ufern des Mains sollen mit Hilfe von Weiden und Erlen sowie diversen Straucharten Elemente der „Weichholzauen“ entwickelt werden, die sich an ständige Überflutungen und einen sich verändernden Lebensraum, z. B. in Form von Uferabbrüchen, angepasst haben. Von dieser Maßnahme profitieren Tierarten wie etwa der seltene Eisvogel.

In periodisch überschwemmten aber nicht dauerhaft nassen Bereichen nahe den Flutmulden wird hingegen „Hartholzauwald“ gepflanzt. Typisch sind hier Gehölz-Arten wie Stiel-Eiche, Gemeine Esche und Berg-Ahorn. Besonders im Frühjahr während des so genannten „Frühjahrsgeophytenaspektes“ blühen im Auwald flächendeckend attraktive Arten wie das Buschwindröschen oder der Hohle Lerchensporn.

Auf den höher gelegenen Bereichen des aufgeschütteten Bahndamms werden Eichen-Mischwälder mit Arten wie der Stiel-Eiche, der Hainbuche und der Winterlinde angepflanzt. Auch diese Wälder, die nach naturnahem Vorbild entwickelt werden sollen, stellen einen wichtigen Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere dar.

Alle Gehölz- und Waldbereiche dienen neben der Lebensraumfunktion für Pflanzen und Tiere auch dem Erosionsschutz, der Humusbildung und Bodenentwicklung, der Filterwirkung für Schadstoffe und verbessern das Landschaftsbild.

Im Verbund mit Hochstaudenfluren und Extensivgrünland stellen Auwälder entlang des Mains wertvolle Lebensräume dar Foto: DB AG

Geländeanpassung Mainufer

Die Errichtung der Neubaustrecke wird durch das Wasserwirtschaftsamt Kronach in Kooperation mit der DB Projekt Bau genutzt, um den betreffenden Abschnitt des Mains im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen wieder naturnaher zu gestalten, mit der Schaffung von Flachwasserzonen und der Aufschüttung von Flusssedimenten zu Sandbänken.

Weiterhin werden die Ufer so umgestaltet, dass sich bei Hochwasserereignissen das ankommende Wasser optimal in den Flutmulden verteilen kann. Dazu werden Uferbereiche aufgeweitet, Zuläufe geschaffen und Steinschüttungen zur Uferbefestigung durchgeführt. Ergänzend werden Wasserbausteine und Pfahlreihen gesetzt um die Oberflächenrauhigkeit zu erhöhen und damit die Abflussgeschwindigkeit sowie Erosion zu verringern.

All die genannten Maßnahmen fördern die Einbindung der Neubaustrecke in die Landschaft und teilweise die biologische Vielfalt. Von der Gestaltung des Mainufers profitieren zum einen die im Gewässer lebenden Fische. Am Rande des Gewässers können sich neben Bereichen mit rohen Sandböden Seggen- und Schilfröhrichte, feuchte Hochstaudenfluren sowie Feuchtgebüsche entwickeln. Diese bieten wiederum einer großen Anzahl an Tierarten wie Sandlaufkäfern, Libellen, Amphibien und Vögeln einen Lebensraum.

Durch das Anlegen von Flachwasserbereichen und Sedimentaufschüttungen wird die ökologische Vielfalt gefördert Foto: DB AG
Naturnah gestaltetes Mainufer, im Vordergrund ist bereits sich entwickelnde Vegetation zu erkennen Foto: DB AG